Armeebotschaft 2019

Di, 16. Apr. 2019
Der Mowag Eagle V 6×6 als Rückgrat der neuen Aufklärung.

Der Bundesrat beantragt dem Parlament, Verpflichtungskredite in der Höhe von 861 Millionen Franken Rüstung, 762 Millionen für Armeematerial und 414 Millionen für das Immobilien zu bewilligen. Das sind etwas mehr als zwei Milliarden.

Der Bundesrat hält fest,
• dass die terroristische Bedrohung in den letzten Jahren gewachsen sei
• und dass sich das Verhältnis zwischen den westlichen Staaten und Russland verschlechtert habe.

Armee laufend erneuern
Dies sei einer der Gründe, weshalb die Armee laufend erneuert werden müsse, um die ihr gestellten Aufgaben wie die Kriegsverhinderung, die Verteidigung von Land und Bevölkerung, die Wahrung der Lufthoheit und die Unterstützung der zivilen Behörden wahrnehmen zu können. Der Bundesrat will die Aufklärung verbessern und die Logistik modernisieren. Dazu komme, dass mögliche Auseinandersetzungen vermehrt inmitten der Zivilbevölkerung stattfänden. In diesem Zusammenhang bestünden in der vorhandenen Ausrüstung Lücken.

Besser sehen!
Insbesondere fehlen Nachtsichtgeräte und ein modernes taktisches Aufklärungssystem. Wenn die Armee in überbauten Gebieten erfolgreich kämpfen will, benötigt sie verlässliche Informationen über die Situation; deshalb sollen Restlichtverstärker, Wärmebildgeräte und Laserzielgeräte für 213 Millionen Franken beschafft werden.

Die bestehenden Restlichtverstärker und Wärmebildgeräte sind vor etwa 30 Jahren beschafft worden. Die neuen Geräte sind kompakter, leichter, energieeffizienter und leistungsfähiger als die alten.

Dank neuen Funktionen zur Positionierung und Distanzmessung kann man sie auch für die Zielvermessung und die Feuerleitung einsetzen. Für die Ausrüstung aller in Frage kommenden Verbände fehlen rund 8400 Restlichtverstärker, 1040 Wärmebildgeräte und 9640 Laserzielgeräte. Die Einführung bei der Truppe soll 2025 abgeschlossen sein.
• Als Lieferant für die Restlichtverstärker und die Wärmebildgeräte wurde die Safran Vectronix AG in Heerbrugg gewählt.
• Rheinmetall Air Defence AG in Zürich wird die Laserzielgeräte liefern.

Neuer Mowag Eagle V 6×6
Die Landesregierung will ferner die Armee für 380 Millionen mit einem taktischen Aufklärungssystem ausrüsten. Mit diesem System können die Informationen effektiver verarbeitet, übermittelt und im offenen Gelände von einem geschützten Fahrzeug aus beschafft werden.

Ohne ein verlässliches Lagebild können keine Entschlüsse gefasst und die Truppen nicht zielgerichtet eingesetzt werden. Um dieses Lagebild zu ermöglichen, sind auch mobile Systeme wichtig, weil die Armee kein flächendeckendes Dispositiv mehr bezieht.

Heute verfügt die Armee über besondere Aufklärungsformationen in Bataillonsstärke in den mechanisierten Brigaden sowie in Kompanien und Zügen in den Territorialdivisionen. Diesen Formationen stehen geländegängige Personenwagen für die Aufklärungs- und Schiesskommandanten zur Verfügung.

Mit dem taktischen Aufklärungssystem Tasys werden nun die Aufklärungsmittel der Bodentruppen erneuert und ergänzt. Das neue System Tasys kann mobil und stationär präzise Informationen liefern, was das Leiten von indirektem Feuer (Artillerie und Mörser) über grössere Distanzen erlaubt.

Es besteht aus einem Trägerfahrzeug Mowag Eagle V 6×6, einem Multi-Sensorsystem und dem Datenverarbeitungssystem. Davon sollen bis Ende 2025 100 Trägerfahrzeuge mit Teleskopmast und Waffenstation, mit einem Multisensor- und Datenverarbeitungssystem eingeführt werden.

Eine neue Steilfeuerwaffe
Zudem sollen die über 40-jährigen 8.1-cm Mörser ersetzt werden. Dazu sind 118 Millionen Franken vorgesehen. Die neuen Mörser können rascher und präziser auch im überbauten Gelände eingesetzt werden. Sie erfüllen die gleichen Funktionen wie die alten 8.1-cm Mörser, können aber rascher und präziser eingesetzt werden.

Sie haben ein etwas längeres Schussrohr, eine grössere Reichweite bei verbesserter Sicherheit für die Schiessenden. Das Vorhaben umfasst die Anschaffung von 300 Mörsern und die entsprechende Munition in verschiedenen Granatentypen. Folgende Lieferanten sind bestimmt:
• Die Mörser werden von Expal Systems SA, Madrid, geliefert.
• Die Munition stammt von Saab Bofors Dynamics Switzerland Ltd in Thun.
• Das Feuerleitsystem von ESG Elektronic System und Logistik GmbH in Fürstenfeldbruck.

Modernisierung der Logistik
Neben der Aufklärung legt der Bundesrat einen Schwerpunkt auf die Modernisierung der Logistik der Armee. Es soll in der Logistik verstärkt eine effizientere Bewirtschaftung mit Containern erzielt werden.

Zu diesem Zweck soll in Rothenburg in der Zentralschweiz ein Stützpunkt für 600 Container entstehen. Die Kosten für den Ausbau und die Sanierung des Standortes Rothenburg belaufen sich auf 75 Millionen Franken. Für 150 Millionen Franken sollen von Iveco weitere 350 neue Lastwagen gekauft werden.

Erneuerungsbedarf
Der Waffenplatz Thun soll in einem ersten Schritt für 84 Millionen Franken sogenannt weiterentwickelt werden. Auf dem Militärflugplatz Payerne müssen zwei alte Hallen für 85 Millionen Franken ersetzt werden. Schliesslich ist für verschiedene Ausbauten und Werterhaltungsmassnahmen im Bereich der Immobilien ein Rahmenkredit von 170 Millionen vorgesehen. Wie in den vergangenen Jahren werden mit der Armeebotschaft Rahmenkredite für Armeematerial beantragt. Dazu gehören die persönliche Ausrüstung der Armeeangehörigen oder Material für die Führungsunterstützung und die Ausbildung für 440 Millionen Franken.

Weitere Kredite in der Höhe von 150 Millionen Franken sind für die Projektierung, die Erprobung und die Beschaffungsvorbereitung vorgesehen. Schliesslich sind für die Ausbildungsmunition und die Munitionsbewirtschaftung 172 Millionen Franken vorgesehen.

Attraktivere Kaderlaufbahn
Mit der Weiterentwicklung der Armee (WEA) hat das Parlament ein zusätzliches Anreizsystem für angehende höhere Unteroffiziere und Offiziere festgelegt.

Die Armee kann den Kandidaten für die militärischen Ausbildungen einen finanziellen Betrag gutschreiben, den sie für eine zivile Aus- oder Weiterbildung nutzen können. Die Regierung will nun dieses System auf die unteren Kaderstufen ausweiten. Der Bundesrat beantragt deshalb eine entsprechende Änderung des Militärgesetzes. Peter Jenni

 

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