General Tod Wolters wird neuer SACEUR

Di, 16. Apr. 2019

Der 58-jährige Luftwaffengeneral Tod Wolters wird neuer Supreme Allied Commander Europe (SACEUR), vorbehältlich der Bestätigung durch den Senat. Die NATO hat ihre Zustimmung bereits gegeben. Damit löst Wolters den Heeresgeneral Curtis Scaparrotti ab, der diesen Posten seit Mai 2016 innehatte.

Unser USA- und NATO-Experte Oberst i Gst Jürg Kürsener zum Wechsel im NATO-Kommando

Damit ist Wolters der 19. SACEUR. General Eisenhower war der erste. In dieser Zeit stammten 13 Generale vom US Heer, vier von der US Air Force, einer vom Marine Corps und einer von der Navy.

Wolters hat 1982 den vierjährigen Lehrgang an der Luftwaffenakademie von Colorado Springs abgeschlossen. Er wurde Pilot und hat in seiner 35-jährigen Fliegerlaufbahn vor allem die OV-10, die T-38, A-10, F-15C und F-22 geflogen.

Mit 30 NATO-Staaten
Derzeit ist Wolters Kommandant der U.S. Luftstreitkräfte in Europa, mit Hauptquartier in Ramstein, Pfalz, und ist auch Kommandant der US Luftstreitkräfte für das Afrika-Kommando sowie Befehlshaber der Alliierten Luftstreitkräfte in Europa.

2015 wurde Wolters Direktor für die Operationen im Joint Staff im Pentagon. Seit 2016 war er in der bisherigen Funktion in Ramstein tätig. In dieser Funktion ist er für die Luftverteidigung und Raketenabwehr von 30 NATO-Staaten (wenn man Mazedonien bereits dazu zählt) sowie für US Lufteinsätze in 104 Staaten in Europa, Afrika, Asien, dem Arktischen Raum und dem Atlantik zuständig.

5000 Flugstunden
Der Viersterngeneral mit 5000 Flugstunden flog Kriegseinsätze in «DESERT STORM», «SOUTHERN WATCH», «IRAQI FREEDOM» sowie «ENDU-RING FREEDOM». Wolters wird nicht nur von Mons (Belgien) aus das NATO- Oberkommando Europa führen, sondern gleichzeitig auch Befehlshaber aller US Streitkräfte in Europa mit HQ in Stuttgart-Vaihingen sein, also aller US Teilstreitkräfte in Europa. Er ist somit einer der Combatant Commanders der US Streitkräfte weltweit. Ihm obliegt es, einen Konflikt/Krieg in Europa zu verhindern bzw. den Kontinent in einem Krieg in Europa zu verteidigen.

Machtpolitik ist zurück
In einer Zeit, da die Machtpolitik zurückkehrt und die aktuelle sicherheitspolitische Lage wieder durch Rüstung, Grossmanöver, Provokationen in Form von Grenz-, See- und Luftraumverletzungen, durch Konflikte in Randregionen (Syrien) und selbst durch handstreichartige, völkerrechtswidrige Inbesitznahme und Grenzverletzungen (Krim, Ostukraine) gekennzeichnet ist, wird der neue SACEUR den Kurs seines Vorgängers fortsetzen müssen.

Dieser beinhaltet nebst einem nach wie vor angestrebten Dialog auch die Stärkung der konventionellen Komponente zur Verteidigung Eruopas. Das gebietet nicht nur diese angespannte Lage, das verlangen vor allem auch die baltischen und osteuropäischen Staaten, die nach wie vor Russland als einen wenig vertrauenserwekkenden Nachbarn betrachten. Vorbereitungen sind seit längerem im Gange.

Ansatzweise
Die von Präsident Trump geforderten Eigenleistungen Europas zu seiner Verteidigung scheinen ansatzweise Folgen zu zeigen, in Osteuropa und im Baltikum werden rotationsweise alliierte Verbände und Fliegerformationen stationiert, es werden vermehrt gemeinsame Übungen organisiert. Die traditionelle Kampfführung gewinnt wieder an Bedeutung (high-end warfare).

Zudem werden Lagerbestände aufgefüllt und die seit 1989 stark vernachlässigte Verkehrsinfrastruktur soll wieder militärischen Bedürfnissen angepasst werden.

Mit dem jüngsten Besuch des NATO-Generalsekretärs und des NATO Militärkomitees im März 2019 in Washington mit Empfang durch General Joe Dunford, dem Vorsitzenden der Joint Chiefs of Staff, und in Norfolk, wo das zweite grosse NATO-Kommando, das Allied Command Transformation und der US Flugzeugträger USS Harry S. Truman besucht wurden, ist unterstrichen worden, dass beide Seiten an der Neuorientierung der Allianz und einer neuen, den aktuellen Gegebenheiten angepassten Doktrin interessiert sind.

Anspruchsvoll
Wolters anspruchsvolle Auftrag wird es sein, einerseits dem unsteten Chef im Weissen Haus keinen Vorwand zu unbedachten Reaktionen zu geben, anderseits das Vertrauen der Alliierten in Europa zu behalten bzw deren Vorbereitungen auf einen Ernstfall glaubwürdig zu begleiten und zu unterstützen. Das beinhaltet auch entsprechende Signale einer besonnenen Entschlossenheit nach aussen.

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