Schützen und Soldaten

Di, 16. Apr. 2019

War das eine GV der OG Bodensee! Erstmals in der 182-jährigen Geschichte der OG entbrannte nach dem Jahresbericht eine einstündige heftige Diskussion. Nicht wegen dem Bericht, im Gegenteil: Der war schon Klartext. Es führten die Debatte an: ein Nationalrat; der Präsident der Kantonalschützen; der Chef der KOG und der zweitletzte Kommandant der Thurgauer Brigade. Junge Offiziere griffen ein: Es rumort an der Basis.

Es waren keine Revoluzzer, keine Pöbler, die da so intensiv debattierten. Es waren durchwegs Thurgauer, loyal geboren, loyal erzogen – Männer, die unserer Armee und unserem Land treu dienen.

Gegen EU-Waffendiktat
Entzündet hat sich die Debatte an den wenigen Offizieren, die jetzt der SOG in den Rücken fallen– nur weil sich diese einstimmig entschloss, das angestammte Bündnis mit den Schützen zu erneuern und gegen das EU-Waffendiktat anzutreten.

Niemandem wurde das Recht auf freie Meinung abgesprochen; aber es fielen harte Worte gegen die Herren Fluri und Verbündete.

Werner Künzler präsidiert die Kantonalschützen und ist Gemeindeammann von Felben-Wellhausen, gleich östlich des Waffenplatzes Frauenfeld. Er rief prägnant in Erinnerung:
• Stimmt das Volk am 19. Mai Ja, dann wird das Sturmgewehr 90 zur verbotenen Waffe. Wollen wir das?
• Direkt gefährdet sind die Jungschützenkurse.
• Die Schützen sind auf die Armee angewiesen: Staatspolitisch, aber auch wegen den Waffen und der Munition.
• Sollte auch noch das Obligatorische fallen, erhalten die Vereine «ein Riesenproblem.»

Uraltes Bündnis
Sukkurs erhielt Künzler von Nationalrat Markus Hausammann, Bauer und Offizier: «Wir müssen uns doch nicht dafür entschuldigen, dass wir jetzt loyal zu den Schützen stehen.» Brigadier Hans-Peter Wüthrich doppelte nach: «Wir Soldaten und Schützen lassen uns nicht gegeneinander aufbringen. Unsere Symbiose hält seit Jahrhunderten.»

Dominik Knill, Präsident der KOG, formulierte es so: «Die Welt ist nicht geheizt. Die Konferenz der OG-Präsidenten beschloss den Schulterschluss mit den Schützen einstimmig.»

Auszehrung der Armee
Zur zweiten Sorge, gerade junger Truppenkommandanten, führte der OG-Bodensee-Chef Christoph Richard aus:
• «Die personelle Alimentierung der Armee ist akut gefährdet.
• Durchwegs werden im WK massive Unterbestände gemeldet.
• Die Meldung liegt vor, ein WK-Bestand sei auf ein Viertel gesunken!
• Es gibt Soldaten, die nicht alle WK absolvieren und dann altershalber ausgemustert werden. Das gilt als Kavaliersdelikt!
• Die Abgänge in den Zivildienst zehren die Armee aus.»

Dazu liess Knill eine Bombe platzen: «Man gaukelt uns vor, wir hätten 2018 6200 Zivis verloren. In Tat und Wahrheit wurden 1200 Gesuche noch nicht behandelt. Rechne: 6200 + 1200 =7400!»

Negativ angemerkt wurde auch, dass an einer Zivi-Veranstaltung kein einziger bürgerlicher Parlamentarier seine Stimme für die Wehrpflicht erhob.

Hart beanstandet wurde die Pflästerli-Politik von Bundesbern:
• Was der Bundesrat in acht Punkten vorlegte, genüge nicht.
• Vor allem koste das zögerliche Vorgehen Jahre. Wenn das Parlament die acht Punkte gutheisse, dann komme das Referendum sicher.
• Abhilfe schaffe nur eine strenge Gewissensprüfung und die Regelung, dass junge Schweizer spätestens an der Aushebung entscheiden müssen.

Gegen Rentenalter 65
Brigadier Wüthrich, erfahrener Instruktor und gestählter Truppenkommandant, brachte die Diskussion auf das unverständliche Rentenalter 65 für das Berufsmilitär. Erneut sprach er Klartext:
• «Das ist ein Verstoss wider Treu und Glauben. Es ist schizophren.
• Mit diesem Bruch versetzt die Politik der Ausbildung den Todesstoss. Abgänge sind nicht mehr zu vermeiden.
• Berufsoffizer und Berufsunteroffizer ist nicht ein Beruf, es ist Berufung.
• Was jetzt geschieht, läuft dem System komplett zuwider.»

Drei akute Gefahren
Warum rapportiere ich das alles knapp zusammengefasst? Als Ehrenpräsident der OG Bodensee hörte ich der Debatte stumm zu, wie sich das gehört. Nur war vieles zu hören, was bei der Truppe und von Kommandanten aller Stufen zu vernehmen ist: Es rumort in der Armee.

Im groben Raster sind es drei Gefahren, die unsere Armee gefährden – es sei denn, wir schliessen die Reihen, halt ohne Fluri, stehen zusammen und treten auch als Staatsbürger an, gegen:
• die Auszehrung durch die freie Wahl von Militär- und Zivildienst;
• gegen die Unkultur der beliebigen Dienstverschiebungen;
• für unser Berufsmilitär. fo.

 

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